Leopoldine Blahetka

16.3.1809 - 17.1.1885

Geboren in Guntramsdorf bei Wien fiel Leopoldine bereits im Alter von sechs Jahren wegen ihrer pianistischen Begabung auf und wurde in zahlreichen Pressemeldungen als „Wunderkind“ bezeichnet. Auf Anraten Beethovens wurde Joseph Czerny als Lehrer für sie engagiert. Es folgten unter anderem Friedrich Kalkbrenner und Ignaz Moscheles.

Im Rahmen ihrer regen Konzerttätigkeit kamen zahlreiche eigene Kompositionen zur Aufführung, die von den Rezensenten durchwegs positiv beurteilt wurden. Die Werkliste umfasst 64 Opusnummern, die großteils noch zu ihren Lebzeiten von einigen renommierten Verlagen in Druck gebracht wurden. Leopoldine Blahetka lebte wahrscheinlich bereits ab 1830 mit ihrer Familie in Boulogne-sur-Mer, Frankreich, wo sie sich bis zu ihrem Tod vor allem der Förderung junger Talente widmete.

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Gedanken von Stefan Mendl zum Werk:
Leopoldine Blahetka, geboren 1809 in Guntramsdorf bei Wien, gestorben 1885 in Boulogne-sur-Mer in Frankreich, galt als Wunderkind und trat schon 1818 im Alter von neun Jahren als Virtuosin auf. Sie spielte bei diesem Konzert Variationen über ein Thema von „Kastor und Pollux“ für Klavier und Orchester von Johann Nepomuk Hummel und erregte bei Fachleuten, Presse und Publikum große Begeisterung. Die junge Blahetka erhielt unter anderem Unterricht bei den berühmten Virtuosen Friedrich Kalkbrenner und Ignaz Moscheles und Theorieunterricht beim legendären Simon Sechter, dem späteren Lehrer Bruckners.

Ihre „Variations brillantes“ op.4 für Klavier und Orchester oder Streichquartett stehen ganz in der Tradition Hummels. Ein typisches Merkmal der Virtuosenliteratur dieser Zeit war das Ritornell-artige Zwischenspiel eines Ensembles oder Orchesters, das nach dem Thema und jeder einzelnen Variation erklingen sollte, allein schon um dem Publikum die Gelegenheit zu geben, jede der mit meist halsbrecherischen Schwierigkeiten gespickten Variationen einzeln und unmittelbar bejubeln zu können.

Blahetka schreibt aber in ihrem Werk nicht nur äußerst unterhaltsame und technisch für das Klavier höchst anspruchsvolle Variationen (Terzenläufe, Oktavenpassagen, gewagte Sprünge) über ein Ländler-Thema, sie lässt auch das begleitende Ensemble jeweils eine kleine „Polonaise“ als Zwischenspiel geben und schafft durch eine langsame Moll-Einleitung und eine reizvolle ruhige Minore-Variation auch harmonisch spannende Kontrastmomente zum virtuosen Feuerwerk. Kein Wunder, dass selbst Paganini und Schumann dem Talent der Leopoldine Blahetka ihre Anerkennung zollten.

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