Petronella Göring

15.11.1906 – 21.1.1968

Als einziges Kind eines Zahnarztes und einer musikalischen und vielseitig interessierten Mutter kam Petronella sehr früh mit Musik in Kontakt. Trotz der bescheidenen finanziellen Verhältnisse besuchten sie jede Woche die Sonntagnachmittagskonzerte im Wiener Musikverein Schon bald fiel die musikalische Begabung des Mädchens auf, das bereits mit fünf Jahren den ersten Klavierunterricht, ab 1918 als Klavier-Studentin der Vorbereitungsklasse an der heutigen Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) erhielt. Privat wurde sie von Hans Gál in Harmonielehre und Kontrapunkt ausgebildet. Großen Einfluss auf ihre kompositorische Entwicklung hatte Josef Lechthaler, ein bedeutender Kirchenkomponist. Nach und nach wurden auch für Göring sakrale Themen immer wichtiger, auch privat nahmen religiöse Themen immer stärker von ihr Besitz. Bis 1950 wurden ihre Werke in Wien durchaus erfolgreich aufgeführt, danach entwickelte sie sich mehr und mehr zur Außenseiterin.

In der Zeit, in der sich die Avantgarde auch in Wien langsam durchzusetzen begann, hielt sie an traditionellen Formen fest. So entstanden zwischen 1951 und 1955 acht Symphonien, von denen jedoch keine einzige aufgeführt oder verlegt wurde. Ihr Gesamtwerk umfasst nahezu alle Instrumental- und Gesangsgattungen, der Nachlass befindet sich in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB).

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Gedanken von Stefan Mendl zum Werk:
Petronella (Petra) Göring, 1906 in Wien geboren und 1968 dort gestorben, ist ein besonders tragisches Beispiel einer begabten Musikerin und Komponistin, die nach anfänglichen Erfolgen – und einem jahrzehntelangen Kompositionsstudium zunächst bei Hans Gál und später bei Josef Lechthaler – niemals auch nur ein einziges ihrer zahllosen Werke gedruckt erleben durfte. Vereinzelt wurden kleinere Werke von Göring aufgeführt, von den neun Symphonien, die sie zwischen 1951 und 1959 schrieb, wurde keine jemals gedruckt oder aufgeführt. Ihre komplette Ablehnung der “Moderne” und ihre zunehmende geistige Verwirrung, die sich immer öfter in paranoiden oder religiösen Wahnszuständen äußerte, verhinderten, dass Petronella Göring beruflich oder privat ein einigermaßen stabiles Leben führen konnte.

Ihre kurze dreisätzige “Petrarca”-Sonate aus dem Jahr 1946 ist ein schönes Stück spätromantischer Klaviermusik – agogisch extrem, mit unzähligen Accelerandi und Riterdandi auf kürzestem Raum. Der zweite Satz, „Sonett an Laura“ bezeichnet, mag auch als Referenz an Liszt und seine Petrarca-Vertonungen gesehen werden. Das Werk ist immer tonal und orientiert sich harmonisch an Brahms – stellenweise aber auch am jungen Skrijabin.

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